Er ist ein Maler von echtem Schrot und Korn. Er weiß das Repertoire der Malerei voll auszuschöpfen, alle Register der Farborgel zu ziehen. Bei der Intensität und Energie, mit der er seine Malerei auf die Leinwand bringt, wie er Kontraste setzt, Formen und Farben freien Lauf lässt, wundert man sich eigentlich, dass er nicht irgendwann einmal den Gegenstand verlassen und sich ganz der freien, abstrakten Malerei gewidmet hat.
Nein. Jan F. Welker bleibt dem Gegenstand, ja der menschlichen Figur treu, wobei er ihn in immer neuen Konstellationen und Szenerien darstellt; sein Repertoire hierbei ist unerschöpflich: vom Portrait über eine aus dem Kontext heraus gelöste Körperstudie bis zu einer dramatischen Alltagszenerie. Seine Kunst ist, könnte man sagen, ein Abbild des Menschenmöglichen. Ich finde, dass auch Welker, ähnlich wie Elke Bach, in interessanter Weise an die künstlerische Tradition anschließt: Er verbindet in meinen Augen zwei Genres: Die Historienmalerei und - jetzt kommt’s - das Stilleben. ja das Stilleben. Einerseits erzählt er in seinen Bildern Geschichten, persönliche oder auch dramatische Geschichten von Menschen. Er behandelt die Menschliche Figur hier als psychophysisches, soziales Wesen. Darüber hinaus ist der Mensch für Welker immer auch ein rein sinnliches Ereignis. Wie die alten Stillebenmaler nimmt er den Gegenstand „Mensch“ zum Anlass, die Möglichkeiten von Malerei, die Vielfalt des Einsatzes von Farbe sichtbar zu machen. Wie ich schon sagte: Jan F. Welker: ein Maler nach allen Regeln der Kunst."
"Die Gesichtszüge des jungen Mannes bleiben verschwommen, aber seine Körperhaltung verrät viel aufgestaute Aggression. Und die entlädt sich offenbar bereits im nächsten Bild. Umringt von gaffenden Passanten, liegt da jemand am Boden. Unklar ist nur, wer ihn niedergeschlagen hat. Der Vermummte am rechten Bildrand oder der Herr in Hemd und Krawatte, der sich so entschlossen aus der Zuschauermenge gelöst hat? In blassen Farben, unscharf und doch eindringlich protokolliert Jan F. Welker die Straßengewalt der Großstadt. Seine figürlichen Arbeiten sind gewiss die erfreulichste Entdeckung in der Gruppenschau, mit der der Verband Bildender Künstler und Künstlerinnen Württembergs nun die Reihe „Kunst im Rathaus“ fortsetzt...."
Aus der Stuttgarter Zeitung vom 27.11.2009, Dr. Georg Leisten