Anregung für dieses Werk war ein kleinformatiges Foto aus dem Internet (250 x 300 Pixel) des Fotografen Prinz. Das Foto kam meinem Suchen nach vieldeutbaren Inhalten entgegen, so habe ich es aufgenommen und abgewandelt. Beim Porträt möchte ich in die Tiefe des Gegenübers schauen, also nicht die Momentaufnahme wiedergeben, sondern Existenzielles darstellen, nicht mit schönen glatten Pinselstrichen, nichts Zufriedenes, Ausgeglichenes, eher Unruhiges, Wüstes, unvollendet und in Veränderung.
Dem Betrachter schildere ich das immer so, „man muss den schlechten Charakter seines Gegenübers finden.“ > und schon wieder geht ein Auftrag verloren... Bei der Ikone sind die entscheidenden Szenen des Gesichtes durch Farbabtrag, nicht durch Pinselauftrag entstanden. Das ist ein sehr spannender Prozess. In manchen Fällen spritze ich die flüssige Farbe mit einem Kompressor und 9 bar Wasserdruck wieder ab. Zum Teil eingetrocknete Läufer, der Schwabe nennt sie wohl Trieler, ergeben feinste Ränder.
Auf jeden Fall können so zerbrechliche, vieldeutige Werke entstehen. Im Idealfall schaut der Dargestellte in sich hinein, und nimmt den Betrachter mit. Hohe Begriffe wie Würde kommen zum Tragen.
Ist das Werk gut, wird es auch ein spontaner Betrachter nicht mehr vergessen.
Jan F. Welker im November 2006
2006
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