Eine Kurzgeschichte von Joachim Speidel
Neulich waren wir mal wieder on the road – meine Bären und ich: Green Bear, Yellow Bear, Orange Bear, Red Bear and me – White Bear, der weiße Bär.
Und da ging’s ab, o meine Brüder! Ihr könnt mir glauben. Also justiert mal eure Ohrmuscheln und hört zu:
… wir fünf, wir fünf sind mal wieder – wie so oft – am Cornern, hängen an jeder Ecke eine Weile rum, sind irgendwie voll aufeinander eingegroovt, sind komplett gefresht und voll auf Lock, als ein Business-Boy cool as fuck auf uns zuswingt. Von Head to toe im Office-Suit, mit Office-Face und Office-Hairdress.
Er sieht ein wenig cringe aus in unserer Gegend, viel zu stylish. Aber ganz und gar nicht lost, eher smooth und swag, lässig eben.
Ihm ist wohl nicht ganz klar, dass er auf einem risky Walk on the Wild Side ist.
Also baue ich mich vor ihm auf und brumme: „Wohin des Wegs, o braver, biederer Business-Boy?“
Er giggelt auf mich runter und meint nur: „Was geht’s dich an, du Fruchtgummi-Figur?“
„Werd Er nicht frech!“, sag ich. „Er sieht vor sich einen ganz und gar honorigen Bären, erfüllt von Höflichkeit und Milde, der Ihm mit aller Klarheit, aber auch Kulanz erklärt, dass dies das unsrige Revier ist und Er hier nichts verloren hat.“
Kaum habe ich meine Rede abgeschlossen, als der Business-Boy mir zuraunt: „Revier? Was soll der Scheiß? Aus meinen Augen! Verpiss dich, sonst …“ Und dabei puncht er gegen meine Schulter, dass mein Bärenbody kurz ins Schlingern kommt.
„Sonst was?“, brumme ich mit dem allertiefstem Bass in meiner Bärenstimme.
„Sonst fresse ich euch ratzfatz auf. Ihr süßen Gummibären. Ich fress euch auf! Alle Fünfe!“, jodelt dieser Business-Boy und lässt ein lautes Laughing hören.
LOL.
So was ist nun ganz und gar sehr unehrenhaft!
„O bösärtiger, biestiger Business-Boy“, höre ich mich sagen. „Lässt Er denn jeden Respekt, jede Demut, jeden Anstand einfach so vermissen? Ist er so offenkundig auf primitiv gestrickten Beef aus?“
Wieder dröhnt sein lautes Laughing, und wieder wird er frech: „Aus dem Weg jetzt. Aber dalli!“
Ich werfe meinen Bären-Brüdern Seitenblicke zu, ernte akkurates Nicken und fahre im bittren Ernst nun fort: „Kein Ehrenmann ist Er, das ist unlügbar, eher ein hoffnungsloser Lauch. Doch ich will gnädig sein, großherzig über alle Maßen: Er darf sich abwenden von uns und unbehelligt seiner Wege gehen.“
„Sonst?“, raunzt Businness-Boy mich an.
„Sonst gibt es eine kleine Bären-Horror-Show.“
„Und das heißt? Wie sieht eure Bären-Horror-Show denn aus?“ Er posaunt erneut sein lautes Laughing in die Welt hinaus. „Wollt ihr mich etwa fressen? Ihr?Mich?“
Wir fünf Bären beschenken uns mit einem friendly Looky-Look, fletschen unsere Zähne und stürzen uns sogleich auf Business-Boy. Der fängt an zu screamen und zu cryen, nichts ist mehr mit Laughing, Laughing, Laughing. Jedenfalls nicht von seiner Seite aus.
Und als wir fertig sind mit Business-Boy, ist das Lachen ganz und gar auf unserer Seite.
Denn, o meine Brüder, ihr kennt ja diesen alten Spruch: „Wer zuletzt lacht ...“
Also – LOL zum Letzten!
Laughing Out Last!
2023
acryl, leinwand
260 x 160
cm