Da empfängt den Besucher im Foyer als monumentaler Blickfang zunächst ein Acryl-Bild von Jan Welker. Das Werk wirkt schon auf die Ferne mit seiner farblichen Delikatesse. Beim Nähertreten entfaltet es eine eigentümliche Sogwirkung. Eisblaue, knochenähnliche Gleisstränge laufen auf eine Tür, eine Pforte zu, und erscheinen dort abrupt abgeschnitten. Hinter einem halbdurchsichtigen Vorhang lassen sich die Schatten zweier Gestalten erkennen - und spätestens hier bekommt das Arrangement etwas Unheimliches: Wer oder was nimmt da die Anlieferung entgegen? Die Schatten mögen an Flügel erinnern. Sind's Todesengel? Oder Unterweltsgestalten? Wer sich erst jetzt bückt, den Titel des Bildes zu lesen, dem wird der Schrecken zur Gewissheit: „Gate Birkenau" ist da zu lesen. „Birkenau", das ist eindeutig. „Gate", das flimmert zwischen Flughafen und Heavens Gate – erweitert den Assoziationsraum und die Gemeinten: Es sind wir alle. Was Welker hier macht, ist gemalte Erinnerung, die ohne eine anklagende, vordergründig obszöne Ausmalung des Schreckens auskommt. Es beschwört die Erinnerung an ein Geschehen, das bis heute nicht aufgehört hat.
Thomas Milz,
Druckhaus Waiblingen, 9 Dez. 2012
Ankauf vom Rems-Murr-Kreis
2012
acryl, leinwand
200 x 185
cm