"Gehen wir weiter: Jan Welkers Arbeiten zu beobachten - erfreulicherweise ist im Netz Aktuelles immer mal wieder zu sehen - seine Arbeiten also wahr zu nehmen, ist stets intellektuell vergnüglich: weil anregend. Ähnlich wie Sibylle Bross scheint er arbeitstechnisch unbegrenzt: was er will, dem kann er auch eine angemessene Form geben. Dabei scheut er Risiken keineswegs. So auch mit der Bildfolge, die er hier zeigt: unausweichlich in den Formaten, in der Schilderung und ebenso unausweichlich den Inhalten nach.
„Im Grunde sind es“, so Welker selbst, „ Bilder für eine Karfreitagspredigt. Die Frau als leidgeprüftes Wesen in den Jahrhunderten.“ Von der vier Arbeiten ist das kleinste nach einem Foto Welkers entstanden und die anderen nach Fotos von Antje Kröger, einer Fotografin aus Leipzig. Fotos als Vorlage erinnern eine Authentizität, die eine zusätzliche Wirksamkeit herstellt, ja entscheidend dafür ist, was die Rezeption durch die Betrachtenden angeht. Die Grenzlage zum dennoch Körperschönen kann so nicht überschritten werden. Körperliches Leid, Gewalt, auch und immer wieder gegen Frauen: das ist Alltag!
Wie viele naive Überläuferinnen zum IS mussten das erleben! Sklaverei: heute noch nicht ausgestanden. Es ließe sich ein ganzer Katalog von Beispielen anknüpfen. Künstler wie Welker sind Vertreter einer art engagee und nicht einer selbstreferentiellen Kunst. Er sucht, er will die Auseinandersetzung und nicht zufällig hat er seine Bildfolge hier unter den Titel „ecce homo“ genommen.
„ad [1]: (2) Die Soldaten flochten eine Dornenkrone und setzten sie auf sein Haupt und warfen ihm einen Purpurmantel um, […] (4) Darauf ging Pilatus wieder hinaus und sagte zu ihnen: "Seht ich bringe ihn euch heraus, damit ihr erkennet, dass ich keine Schuld finde."
(5) Jesus trat also heraus, angetan mit Dornenkrone und Purpurmantel. Und er sagte zu ihnen: „Da ist der Mensch“. Als ihn nun die Hohenpriester und die Diener sahen, schrien sie: „Ans Kreuz (mit ihm), ans Kreuz!“
Da sind wir jetzt weit weg von Weihnachten